Staccato Burnout


Konzertbericht:

Quelle: https://www.rheinpfalz.de/artikel/burnout-nein-burning/

Montag, 19. November 2018

Kirchheimbolanden: Kultur Regional

Burnout? Nein, Burning!

Erlebnis der besonderen Klasse: Orientalischer Jazz im Blauen Haus

Von Bernhard Leopoldt

Einen unvergesslichen Abend mit orientalischem Jazz erlebten alle, die am Samstagabend ins Blaue Haus auf den Weierhof zum Konzert der Staccato Burnout Band gekommen waren. Etliche zusätzliche Stühle mussten gestellt werden, um allen Gästen Platz zu geben.

Eins vorab: Der Bandname war leicht irreführend. Staccato bewahrheitete sich im heißen Rhythmus, den schnellen Läufen und Kapriolen, aber von Burnout konnte keine Rede sein. Im Gegenteil, die Band sollte prüfen, ob sie den Begriff nicht durch „Burning“ ersetzt. Allesamt brannten die Musiker nämlich vor Energie und überzeugten mit ihrem leidenschaftlichen Spiel von einer musikalischen Kultur, die für das westeuropäische Ohr ansonsten eher fremd ist.

Diese Fremdheit geht darauf zurück, dass die Oktave auf der Tonleiter der westlichen Musik in zwölf Halbtonschritte unterteilt ist, je nach Modus in der arabischen Musik aber mit 17, 19 oder gar 24 Intervallen gespielt werden kann. Diese Zwischentöne und die vielen musikalischen Ornamente und Ziselierungen machen die orientalische Musik für das westliche Empfinden gewöhnungsbedürftig.

Aber genau hier setzte Walid Khatba, Violinist und Gründer der Band, mit seinen Arrangements an. Mit einem jazzigen Generalbass schuf er eine für das abendländische Ohr vertraute Grundlage, auf der er sein kunstvoll verschnörkeltes Violinspiel oder Hesham Hamra sein kraftvolles Spiel auf der Oud, der arabischen Laute, eindrucksvoll zur Geltung brachten. Aber auch die anderen Künstler der Gruppe zeigten ihr Können. In Soli brillierten Markus Wach am Kontrabass ebenso wie Yussef Laktenh an den orientalischen Percussions-Instrumenten, der Rikh, einer Art Tambourin, und der Darbuka, einer arabischen Keramiktrommel. Aufmerksam, aber eher zurückhaltend wurden sie von André Haaf am Keyboard und Santino Savelli am Schlagzeug unterstützt.

„Unser Konzert findet im Rahmen der Friedenstage statt“, begrüßte Ulrich Dittrich, Vorsitzender des Kulturvereins Sippersfeld, die Anwesenden. „Die Friedenstage wollen Brücken schlagen. Dazu passt die Staccato Burnout Band, denn diese Band schlägt Brücken: zwischen Kulturen, aber auch zwischen Musikern, denn es spielen darin Menschen aus Syrien zusammen mit deutschen und italienischen.“

Dann holte er Walid Khatba zu sich und berichtete, wie dieser 2015 aus Damaskus geflüchtet war, wo er im syrischen Nationalorchester die Stellung eines Kapellmeister innehatte. „Damals hat es ihn, seine Frau und seine zwei kleinen Kinder zu uns nach Sippersfeld verschlagen. Und sie hatten das große Glück, mit dem Ehepaar Schwarzer aus Breunigweiler ,Ersthelfer’ zu bekommen, die sich rührend um sie und mit ihnen um alle Formalitäten gekümmert haben. Heute ist Familie Khatba für mich das beste Beispiel einer gelungenen Integration. Beide sprechen gut Deutsch, beide haben beruflich Fuß gefasst. Und Walid ist heute in der Lage, uns mit seiner Musik zu begeistern.“

Sichtlich gerührt zeigte sich auch „Ersthelfer“ Friedrich Schwarzer: „Es ist eine wunderbare Entwicklung, die Walid Khatba und seine Familie gemacht haben. Dass er fünf solche Profimusiker gefunden hat, mit denen er wie jeder andere auch zeigen kann, was er drauf hat, ist toll. Ich bin sicher, dass diese Band eine große Zukunft hat, denn sie verbindet Kulturen und öffnet Türen in andere Welten.“

Als er die Mitglieder der Band vorstellte, sprach auch Hesham Hamra, der Oud-Spieler, verschmitzt von Integration: „Einige von uns studieren derzeit zusammen an der Pop-Akademie in Mannheim. Und ich sage Ihnen, wir bemühen uns sehr darum, die Deutschen in unsere Musik zu integrieren. Das ist gar nicht so leicht.“


Konzertbilder